Die Opfer geraten während des Tatgeschehens unter dem Eindruck der Todesangst vorübergehend in einen psychischen Ausnahmezustand, der einer Schockstarre, einem sog. Stupor entspricht. Ein solcher Stupor macht jede Gegenwehr unmöglich.
Deutliche Hinweise für das Erleben von Todesangst und Ausweglosigkeit in der Vergewaltigungssituation sind das nicht seltene Vorkommen einer Lebensbilderschau, einer Verlangsamung des Zeitempfindens und eine verlagnsamte Geschehens- und Bewegungswahrnehmung bei den betroffenen Frauen, vgl. Feldmann, S. 53
[...] nach dessen eigener Untersuchung sich 74,7% der Frauen infolge des Überraschungsschocks und der empfundenen Todesbedrohung von vornherein überwiegend passiv verhielten. [...]
Vergewaltigung von Männern durch männliche Täter ist selten. Dabei geht es weniger um die gewaltsame Durchsetzung homosexueller Tendenzen als vielmehr - ähnlich wie bei der Vergewaltigung von Frauen - um den Ausdruck von Macht und Vergeltung, auch um Selbstbestätigung maskuliner Stärke. Auffallend häufig sind sexuelle Gewalttaten und Übergriffe unter männlichen Strafgefangenen. Es existiert geradezu eine "sexuelle Szene" innerhalb von Vollzugsanstalten: Sexualität im Gefängnis ist eng mit Gewalt und mit Demütigung des Unterlegenen verbunden, es kommt zu ausgesprochen dominanten und ausbeuterischen Sexualkontakten, zu Einschüchterung und sexueller Machtausübung. (vgl. Feldmann, S. 17)