[Base] [Index]

Freud S.

Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie

Frankfurt a.M.: Fischer, 1920

Berlin, Verlag Volk und Welt, 1988, Bd.1, S.116-238

I. Die sexuellen Abirrungen

(B) Geschlechtsunreife und Tiere als Sexualobjekte

W�hrend die Personen, deren Sexualobjekte nicht dem normalerweise dazu geeigneten Geschlechte angeh�ren, die Invertierten also, dem Beobachter als eine gesammelte Anzahl von sonst vielleicht vollwertigen Individuen entgegentreten, erscheinen die F�lle, in denen geschlechtsunreife Personen (Kinder) zu Sexualobjekten erkoren werden, von vornherein als vereinzelte Verirrungen. Nur ausnahmsweise sind Kinder die ausschlie�lichen Sexualobjekte; zumeist gelangen sie in diese Rolle, wenn ein feige und impotent gewordenes Individuum sich zu solchem Surrogat versteht oder ein impulsiver (unaufschiebbarer) Trieb sich zur Zeit kein geeigneteren Objektes bem�chtigen kann. (1988, S. 135)

(3) Allgemeines �ber alle Perversionen

Bei keinem Gesunden d�rfte irgendwin pervers zu nennender Zusatz zum normalen Sexualziel fehlen, und diese Allgemeinheit gen�gt f�r sich allein, um die Unzweckm��igkeit einer vorwurfsvollen Verwendung des Namens Perversion darzutun. Gerade auf dem Gebiete des Sexuallebens st��t man auf besondere eigentlich derzeit unl�sbare Schwierigkeiten, wenn man eine scharfe Grenze zwischen blo�er Variation innerhalb der psychologischen Breite und krankhaften Symptomen ziehen will.

Zusammenfassung

Wir fanden es bedauerlich, da� man dem Kindesalter den Sexualtrieb abgesprochen und die nicht selten zu beobachtenden Sexual�u�erungen des Kindes als regelwidrige Vorkommnisse beschrieben hat.

Der Geschlechtstrieb sei also im Kindesalter nicht zentriert, und zun�chst objektlos, autoerotisch.

Der Charakter der Sexual�u�erungen erwies sich als vorwiegend masturbatorisch. Wir stellten ferner durch Erfahrungen fest, da� die �u�eren Einfl�sse der Verf�hrung vorzeitige Durchbr�che der Latenzzeit bis zur Aufhebung derselben hervorrufen k�nnen und da� sich dabei der Geschlechtstrieb des Kindes in der Tat als polymorph pervers bew�hrt; ferner, da� jede solche fr�hzeitige Sexualt�tigkeit die Erziehbarkeit des Kindes beeintr�chtigt.