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Freud S.

Bemerkungen uber einen Fall von Zwangsneurose

(1909)

aus D. Simon (ed.) Sigmund Freud, Essays, Berlin: Volk und Welt 1988, Bd.II, p.510

Zitate

Der von Freud erw�hnte Hinweis findet sich in einer Fu�note: "Man hat es in den Psychoanalysen h�ufig mit solchen Begebenheiten aus den ersten Kinderjahren zu tun, in denen die infantile Sexualt�tigkeit zu gipfeln scheint und h�ufig durch einen Unfall oder eine Bestrafung ein katastrophales Ende findet. Sie zeigen sich schattenhaft in Tr�umen an, werden oft so deutlich, da� man sie greifbar zu besitzen vermeint, aber sie entziehen sich doch der endg�ltigen Klarstellung, wenn man nicht mit besonderer Vorsicht und mit Geschick verf�hrt, mu� man es unentschieden lassen, ob eine Szene wirklich vorgefallen ist. Auf die richtige Spur zu Deutung wird man durch die Erkenntnis gef�hrt, da� von solchen Szenen mehr als eine Version, oft sehr verschiedenartige, in der unbewu�ten Phantasie des Patienten aufzusp�ren sind. Wenn man in der Beruteilung der Realit�t nicht irregehen will, mu� man sich vor allem daran erinnern, da� die 'Kindheitserinnerungen' der Menschen erst in einem sp�teren Alter (meist zur Zeit der Pubert�t) festgestellt und dabei einem komplizierten Umarbeitungsproze� unterzogen werden, welcher der Sagenbildung eines Volkes �ber seine Urgeschichte durchaus analog ist. Es l��t sich deutlich erkennen, da� der heranwachsende Mensch in diesen Phantasiebildungen �ber seine erste Kindheit das Andenken an seine autoerotische Bet�tigung zu verwischen sucht, indem er seine Erinnerungsspuren auf die Stufe der Objektliebe hebt, also wie ein richtiger Geschichtsschreiber die Vergangenheit im Lichte der Gegenwart erblicken will. Daher die �berf�lle von Verf�hrungen und Attentaten in diesen Phantasien, wo die Wirklichkeit sich auf autoerotische Bet�tigung und auf Anregung dazu durch Z�rtlichkeiten und Strafen beschr�nkt. Ferner wird man gewahr, da� der �ber seine Kindheit Phantasierende seine Erinnerungen sexualisiert, d.h., da� er banale Erlebnisse mit seiner Sexualbet�tigung in Beziehung bringt, sein Sexualinteresse �ber sie ausdehnt, wobei er wahrscheinlich den Spuren des wirklich vorhandenen Zusammenhanges nachf�hrt."