Die Frage nach den möglichen Folgen pädosexueller Kontakte ist in dieser Untersuchung nicht betrachtet worden. Oft richten sich Untersuchungen auf die Schädlichkeit pädosexueller Kontakte. Solche Untersuchungen haben, sofern sie durchgeführt wurden, eine Anzahl von Einschränkungen; unter anderem wird nicht zwischen den verschiedenen Arten sexueller Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen differenziert, auch können ursächliche Zusammenhänge nicht ohne weiteres festgestellt werden.
Landis (1956) kommt in seiner Untersuchung zu dem Schluß, daß die große Mehrheit der "Opfer" sich anscheinend ziemlich schnell wieder erholt und wenig bleibende falsche Verhaltensweisen entwickelt. Cortjens (1975, 1980) fand weder einen positiven nocht einen negativen Zusammenhang zwischen einer pädosexuellen Erfahrung und dem Sexualleben in späterem Alter. Burton (1968) kann keine nachteiligen Auswirkungen auf die weitere Entwicklung feststellen. Daß sexuelle Kontakte zwischen Männern und Jungen nicht zur Entwicklung einer homosexuellen Ausrichtung führen, ist durch Tolsma (1959) dargelegt. Van der Kwast (1975) sagt in einer Zusammenfassung von Untersuchungsergebnissen, daß es wahrscheinlich nicht zu weit geht, "anzunehmen, daß der sexuelle Kontakt eines Erwachsenen mit einem Kind als solcher unschädlich ist" (103). Angesichts des kurzen Zeitraums, in dem diese Untersuchung durchgeführt werden mußte, war es unmöglich, nach den Folgen von sexuellen Kontakten auf längere Zeit zu schauen. [...]
Soweit dazu auf der Basis des Materials etwas gesagt werden kann, hat sich gezeigt, daß die sexuellen Kontakte zum Zeitpunkt der Untersuchung keinen nachteiligen Einflüß auf das allgemeine Wohlbefinden des Jüngeren haben. Oft wird gesagt, daß durch die pädophile Beziehung das Kind sich von seinen Altersgenossen isoliert (vgl. Sanders in Suidman, 1980) und daß das Kind einseitig in seiner sexuellen Entwicklung stimuliert werde (vgl. Wolters in Dik, 1981). Aus den Wertungssystemen der untersuchten Kinder zeigt sich, daß dies nicht ohne weiteres so allgemein hingestellt werden kann.
Eine Anzahl von Jungen unterhält nämlich anscheinend positiv bewertete Beziehungen zu Altersgenossen. Ebenfalls zeigt sich, daß es den Jüngeren in den Beziehungen nicht nur um Sex geht. Sowohl mit dem älteren Partner als auch allein oder mit Freunden werden auch andere Aktivitäten unternommen. [...]
Zusammenfassend gilt für so gut wie alle hier untersuchten Jungen aber, daß der sexuelle Kontakt selbst eine positive Erfahrung ist und keinen nachteiligen Einfluß darauf hat, wie sich der Junge im Allgemeinen fühlt. Der sexuelle Kontakt hat also nicht selbstverständlich negative Folgen. Eventuelle nachteilige Effekte sind sekundär; Ursachen davon müssen vornehmlich in der Haltung der Umgebung in Bezug auf die Kontakte gesucht werden.