Auf dem Gebiet der Sexualit�t ist in den Niederlanden seit den sechziger Jahren ziemlich viel geschehen. [...]
[...] Vor allem das Denken �ber Kindersexualit�t hat sich ge�ndert; es wird dar�ber offener gesprochen und geschrieben. [...] Sexuelle Erziehungsratschl�ge [...] sind liberalisiert. Es ist aber unklar, wieweit Eltern imstande sind, das ge�nderte Denken �ber Kindersexualit�t auch in der Praxis des Alltags zu verwirklichen. Die wissenschaftlichen Einsichten in Bezug auf Kindersexualit�t sind noch kaum Allgemeingut. Dies wird insbesondere deutlich, wenn es um P"dosexualit�t und P�dophilie geht, wozu es stark auseinandergehende Ansichten gibt, von starker Mi�billigung bis Idealisierung. Diese Ansichten f�hren in der Untersuchung zu der Fragestellung, ob ein sexueller Kontakt von einem Kind mit einem Erwachsenen f�r den J�ngeren eine positive Erfahrung sein kann. [...]
Das Kindersexualit�t noch als problematisch erfahren wird, wird besonders deutlich, wenn es um sexuelle Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen geht. �ber diese p�dosexuellen Kontakte ist wenig bekannt. Auf der einen Seite gibt es Menschen, die dabei gleich an Kinder denken, die durch schmierige, alte M�nner mi�braucht werden, um die eigene Lust zu befriedigen [...] Andere T�ne kommen vor allem von Leuten, die sich mit sexueller Emanzipation besch�ftigen oder die selbst p�dophile Gef�hle haben. [...] Thorstad (1980) meint sogar, da� die p�dophile Beziehung zwischen einem Mann und einem Jungen zu den am meisten demokratischen Beziehungsformen geh�rt. Aus der amerikanischen und deutschen Frauenbewegung kommen ganz andere T�ne [...].
Eine p�dophile Beziehung sei eine ungleiche Beziehung, in der die Machtpositionen extrem verschieden seien und in der die Belange des Kindes den W�nschen und Bed�rfnissen des Erwachsenen untergeordnet w�rden. Jeder p�dosexuelle Kontakt w�re dann eine Form von Mi�brauch (als Reaktion hierauf siehe Brongersma 1981). Auch im Schlu�bericht der "Advieskommissie Zedelijksheidswetgeving" (Beratungskommission Sittlichkeitsgesetzgebung) von 1980 wird in der Argumentation f�r die Strafbarkeit p�dosexueller Kontakte von diesem selbstverst�ndlichen Machtmi�brauch ausgegangen. So schreibt die Kommission: "Das Verwerfliche dieser Tat (des p�dosexuellen Kontakts, T.S.) liegt in der psychischen und situationsbedingten Ungleichheit zwischen T�ter und Opfer; wie davon Gebrauch gemacht wird, ist eine andere Sache." (S. 31). Meines Erachtens kritisiert Zeegers (1980) zu Recht den weitgehenden Einflu� von (meines Erachtens radikal-) feministischer Seite auf die letztendlichen Gesetzesvorschl�ge der Beratungskommission.
Da� diese unterschiedlichen Sichtweisen von P�dosexualit�t und P�dophilie nebeneinander vorkommen, kommt unter anderem dadurch, da� die bis jetzt vorgenommenen Untersuchungen ein sehr unzureichendes Bild von sexuellen Kontakten zwischen Kindern und Erwachsenen liefern (Sandfort, 1979a; 1980a). Man hat sich vornehmlich mit Kontakten befa�t, bei denen Kinder sexuell mi�braucht wurden. Die Untersuchungen wurden vornehmlich im psychiatrischen und juristischen Bereich vorgenommen, was eine negative Auswahl zur Folge hat. Ferner geht man voreingenommen an die Untersuchung der P�dosexualit�t heran. [...]
Es kann nicht geleugnet werden, da� sexueller Mi�brauch von Kindern vorkommt. Berichte, die in der letzten Zeit in der Literatur erschienen sind, von Frauen, die als M�dchen vom Vater oder von einem anderen Mann vergewaltigt wurden, geben davon ein manchmal ergreifendes Bild (Ahrens u.a. 1979; Armstrong 1980).
Auch in den Fragen um Hilfe, die die Kindertelefone erreichen, zeigt sich, da� sexueller Mi�brauch von Kindern regelm��ig vorkommt (Joris, 1980).
Die Frage, die sich stellt, ist aber, ob jeder p�dosexuelle Kontakt eine Form von Mi�brauch durch den Erwachsenen ist und damit eine negative Erfahrung f�r das Kind. Anders formuliert: Kann ein sexueller Kontakt mit einem Erwachsenen f�r ein Kind eine positive Erfahrung sein?s