Am Beispiel der soziologisch einfachsten sexuellen Situation, dem Einpersonen-Szenario, belegen die Autoren die These, daß das, was wir heute 'Sexualität' nennen, ein Produkt kollektiver Definitions- und Zuschreibungsprozesse der letzten 200 Jahre ist. Sie demonstrieren, wie die lustvolle Selbststimulation der Genitalien bei Kindern und Jugendlichen seit dem 18. Jahrhundert diskursiv als riskante Sexualform konstituiert worden ist. Vier Zeitabschnitte werden untersucht: (1) die 'Entdeckung' der Onanie und die Entwicklung der Gefahrenwahrnehmung im 18. und 19. Jahrhundert, (2) fachöffentliche Risiko-Annahmen in den ersten beiden Dekaden der Bundesrepublik, (3) Warnungen in Schulbüchern der siebziger und achtziger Jahren und schließlich (4) das Weiterleben der Gefahr in den Köpfen heutiger Jugendlicher. Im abschließenden fünften Teil ist thesenartig zusammengefaßt, wie der Erkenntnisbereich 'Sexualität' am Kind und seinen Verhaltensweisen etabliert wurde und welche Folgen dies für die Ordnung des Sexuellen bis heute hat.