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[S.164-165:] Dem in meinem Buch unter dem Pseudonym Clemens Krauthagen erwähnten deutschen Bundestagsabgeordneten waren die Häscher der BILD-Zeitung dreits auf den Fersen: Am 5. Juli 1975 besuchten mich in meiner Wohnung zwei "Redakteure" [...]
[...] die geplante Skandalgeschichte [...] wurde aber auf Wunsch der Chefredaktion fallengelassen, wei sich mittlerweile herausgestellt hatte, daß es sich bei dem Bundestagsabgeordneten nicht wie vermutet um einen SPD-Mann, sondern um ein führendes CDU-Mitglied aus dem eigenen Lager handelte, dem selbst Helmut Kohl Schutz und Solidarität zusicherte für den Fall, daß seine pädophilen Neigungen in der Öffentlichkeit durchsickern sollten: In seinem Schreiben vom 3. Juli 1975 ließ mich der CDU-Chef wissen: "Ich kann Ihnen versichern, daß kein Politiker der CDU aufgrund seiner privaten Neigungen diskriminiert oder benachteiligt wird."
[S. 165:] Das gilt aber offenbar nur für die eigenen Leute - und nicht für den politischen Gegner. Führende CDU-Politiker versuchten unlängst, eien prominenten SPD-Abgeordneten zum Parteiwechsel zu überreden, indem sie ihm mehr oder weniger unverhohlen drohten, sie würden seine "Vorliebe für hübsche Knaben" publik machen. Als der SPD-Mann sich aus taktischen Gründen Bedenkzeit ausbat, rief ein CDU-Vertreter seine Ehefrau an und versuchte durch unmißverständliche Andeutungen den Hausfrieden zu stören. Da die Gattin des Abgeordneten jedoch über die pädophilen Neigungen ihres Mannes informiert war, begnügte sich der Anrufer mit einer verkappten Drohung: "Wenn Ihr Gatte jetzt zu uns herüberwechselt, so kann er selbst in einer schwierigen Situation mit unserer Unterstützung rechnen. Bleibt er jedoch bei seinen Genossen, so können wir für nichts garantieren. Die werden ihn nämlich wie eine heiße Kartoffel fallenlassen." Der SPD-Abgeordnete hielt seiner Partei die Treue, zog sich jedoch "psychisch arg gestreßt" aus der Politik in die Privatwirtschaft zurück.