Homosexualität ist (mit Ausnahmen) in zivilisierten Staaten legal, war aber (zumindest) im Einflußbereich des Christentums illegal. In einigen Staaten ist die Diskussion noch im Gange (z.B. Tasmanien).
In der Diskussion für und wieder Pädosexualität wiederholen sich sehr viele Argumente der Diskussion für und wieder Homosexualität.
Der "Sieg" der Homosexuellen im Kampf gegen ihre legale Unterdrückung gibt auch vielen Pädophilen Mut und Hoffnung für die Zukunft.
Eine zentrale Rolle in der Pädophiliediskussion spielen die angeblichen psychologischen Folgeschäden solcher Beziehungen für das Kind. In der augenblicklichen Diskussion zur Homosexualität spielen solche Behauptungen nur noch selten eine Rolle, höchstens als Remineszens an die "Verführungstheorie", die, medizinisch längst widerlegt, immer noch in manchen Köpfen herumgeistert.
Trotzdem haben "Schäden" auch in der Diskussion um Homosexualität eine Rolle gespielt. Angelo Leopardi (1988, p.16) zitiert als Beispiel Foerster (1910):
"Die Verteidiger des Homosexualismus haben mehrfach in Broschüren und Vorträgen behauptet, daß man gar kein Recht habe, jene Menschen von der ihrer Veranlagung entsprechenden erotischen Befriedigung zu verhindern und sie gar noch dafür zu bestrafen. Mir dem gleichen Rechte könnte man dann auch sagen, daß z.B. denjenigen Menschen, deren perversem Sexualzustande das Prügeln ihrer Mitmensche erotische Befriedigung bereitet, die freie Ausübung ihrer Przxis nicht verwehrt werden dürfe. Der Einwand, daß es sich hier doch um eine direkte Schädigung anderer handle, wäre nicht stichhaltig, weil eben diese Schädigung von jeder perversen Praxis ausgeht, indem ja der Perverse beständig darauf gerichtet ist, normale Menschen sich zu Willen zu machen und zu verführen..."
Der Hauptpunkt, bei dem die Analogie scheitert, ist das Argument der Ungleichheit der Partner bei der Pädophilie.
Die Möglichkeit gleichberechtigter sexueller Beziehungen bei Bestehen einer Machtdifferenz zeigt jedoch der Vergleich mit heterosexuellen Beziehungen.
Zur Untersuchung der Konsensfähigkeit von Kindern bietet sich der Vergleich mit anderen, nichtsexuellen Lebensbereichen der Kinder an. Interessant ist auch der Vergleich mit sexuellen Beziehungen von Kindern untereinander.
Pädophile Wünsche sind weiter verbreitet als homosexuelle. Die erotische Attraktion des Kindes ist der erotischen Attraktion einer Frau näher als die des Mannes, und der normale Heterophile wird somit durchaus von Kindern sexuell angeregt. Es gibt viele Gesellschaften, in denen Sex mit Kindern allgemein übliches Verhalten ist, während Homosexualität zwischen gleichaltrigen Erwachsenen zwar überall vorhanden ist, aber immer auf Randgruppen beschränkt war.
Für die Pädophiliediskussion im Augenblick ist dies eher ein Problem. Mit der Verbreitung pädophiler Gefühle dürfte nämlich auch die Verbreitung von "Pädophobie", d.h. Angst- und Haßgefühle gegen Pädophile aufgrund verdrängter eigener pädophiler Gefühle, größer sein als die der Homophobie.
Die Lage der Pädophilen ist zusätzlich erschwert durch die Existenz eines weit verbreiteten Gefühls - der Eifersucht der Eltern auf ihre Kinder. Dieses Gefühl ist selbst wenn die Kinder bereits erwachsen sind stark genug um die Beziehungen zu Schwiegersöhnen und -töchtern problematisch zu machen. Es ist klar, daß dieses Gefühl noch viel stärker ist, solange die Kinder wirklich noch Kinder sind.
Insbesondere die pädophile sexuelle Komponente dieser Eifersucht wird oft unterdrückt, das Gefühl selbst verleugnet und als Vertretung der "Interessen des Kindes" rationalisiert.
Für diese anti-pädophile "Lobby" gibt es bei der Homosexualität kein Analogon.
Die medizinischen Ursachen von Pädophilie und Homophilie könnten sicherlich sehr verschieden sein. Gemeinsam ist beiden, daß die sexuelle Orientierung von den Betroffenen selbst als gegeben und unveränderlich sowie als integraler Bestandteil der eigenen Persönlichkeit empfunden wird. Trotz der gesellschaftlichen Nachteile, die die abweichende sexuelle Orientierung mit sich bringt, wünschen sie normalerweise nicht die Änderung dieser Orientierung, sondern die Änderung der Gesellschaft in Richtung der Akzeptanz ihrer Orientierung.
Beiden ist somit gemeinsam, daß die Erforschung der Ursachen die Betroffenen selbst höchstens am Rande interessiert. Sie wird eher von denen gestellt, die Pädophilie als Krankheit ansehen und auf Entwicklung von Therapien dagegen hoffen. Die Kenntnis der Ursachen interessiert sie als Vorstufe der Entwicklung erfolgreicher Therapien.
Sowohl für Pädophilie als auch für Homophilie gibt es eine "Verführungstheorie", die besagt, daß entsprechende sexuelle Erfahrungen der Grund für spätere Pädophilie/Homophilie ist.
Gemeinsam ist beiden Theorien ihr ideologischer Kontext und ihr Mißbrauch für ideologische Zwecke. Sieht man Homophilie/Pädophilie als etwas schlechtes, z.B. als Krankheit, an, dann macht die Verführungstheorie ihn gefährlich, die Krankheit gewissermaßen ansteckend. Sie rechtfertigt somit die sexuelle Unterdrückung als Maßnahmem zur "Unterbindung der Ausbreitung" dieser "Krankheit".
Wird die jeweilige sexuelle Orientierung nicht mehr negativ gesehen, dann läßt sich die Verführungstheorie allerdings auch nicht mehr in dieser Richtung verwenden. Die Verführungstheorie für Homosexuelle ist fast schon in Vergessenheit geraten. Daß dies mit der Emanzipation der Homosexuellen einherging, scheint kein reiner Zufall zu sein - sie war schon immer falsch, aber nun auch ideologisch wertlos geworden.
Während sie für die Homosexualität längst widerlegt und vergessen ist, ist sie für Pädophilie immer noch aktuell. Ihr wissenschaftlicher Wert scheint jedoch nicht größer zu sein.