Ein Zufall des damals noch sp�rlichen Materials hatte mir eine unverh�ltnism��ig gro�e Anzahl von F�llen zugef�hrt, in deren Kindergeschichte die sexuelle Verf�hrung durch Erwachsene oder andere �ltere Kinder die Hauptrolle spielte. Ich �bersch�tzte die H�ufigkeit dieser (sonst nicht anzuzweifelnden) Vorkommnisse, da ich �berdies zu jener Zeit nicht imstande war, die Erinnerungst�uschungen der Hysterischen �ber ihre Kindheit von den Spuren der wirklichen Vorg�nge sicher zu unterscheiden, w�hrend ich seitdem gelernt habe, so manche Verf�hrungsphantasie als Abwehrversuch gegen die Erinnerung der eigenen sexuellen Bet�tigung (Kindermasturbation) aufzul�sen. Mit dieser Aufkl�rung entfiel die Betonung des "traumatischen" Elementes an den sexuellen Kindererlebnissen, und es blieb die Einsicht �brig, da� die infantile Sexualbet�tigung (ob spontan oder proviziert) dem sp�teren Sexualleben nach der Reife die Richtung vorschreibt.
Dieselbe Aufkl�rung, die ja den bedeutsamsten meiner anf�nglichen Irrt�mer korrigierte, mu�te auch die Auffassung vom Mechanismus der hysterischen Symptome ver�ndern. Dieselben erschienen nun nicht mehr als direkte Abk�mmlinge der verdr�ngten Erinnerungen an sexuelle Kindheitserlebnisse, sondern zwischen die Symptome und die infantilen Eindr�cke schoben sich nun die (meist in den Pubert�tsjahren produzierten) Phantasien (Erinnerungsdichtungen) der Kranken ein, die auf der einen Seite sich aus und �ber den Kindheitserinnerungen aufbauten, auf der anderen sich unmittelbar in die Symptome umsetzten. Erst mit der Einf�hrung des Elements der hysterischen Phantasien wurde das Gef�ge der Neurose und deren Beziehung zum Leben der Kranken durchsichtig; auch ergab sich eine wirklich �berraschende Analogie zwischen diesen unbewu�ten Phantasien der Hysteriker und den als Wahn bewu�t gewordenen Dichtungen bei der Paranoia.
Nach dieser Korrektur waren die "infantilen Sexualtraumen" in gewissem Sinne durch den "Infantilismus der Sexualit�t" ersetzt. [...]
Mit der angenommenen H�ufigkeit der Verf�hrung in der Kindheit entfiel auch die ubergro�e Betonung der akzidentellen Beeinflussung der Sexualit�t, welcher ich bei der Verursachung des Krankseins die Hauptrolle zuschreiben wollte, ohne darum konstitutionelle und heredit�re Momente zu leugnen. Ich hatte sogar gehofft, das Problem der Neurosenwahl, die Entscheidung dar�ber, welcher Form von Psychoneurose der Kranke verfallen solle, durch Einzelheiten der sexuellen Kindheitserlebnisse zu l�sen, und damals - wenn auch mit Zur�ckhaltung - gemeint, da� passives Verhalten bei diesen Szenen die spezifische Disposition zur Hysterie, aktives dagegen f�r die Zwangsneurose ergebe. Auf diese Auffassung mu�te ich sp�ter v�llig Verzicht leisten [...]
Als nun weitere Erkundungen bei normal gebliebenen Personen das unerwartete Ergebnis lieferten, da� deren sexuelle Kindergeschichte sich nicht wesentlich von dem Kinderleben der Neurotiker zu unterscheiden brauche, da� speziell die Rolle der Verf�hrung bei ersteren die gleiche sei, traten die akzidentellen Einfl�sse noch mehr gegen den der "Verdr�ngung" (wie ich anstatt "Abwehr" zu sagen begann) zur�ck. Es kam also nicht darauf an, was ein Individuum in seiner Kindheit erfahren hatte, sondern vor allem auf seine Reaktion gegen diese Erlebnisse, ob es diese Eindr�cke mit der "Verdr�ngung" beantwortet habe oder nicht. Bei spontaner infantiler Sexualbet�tigung lie� sich zeigen, da� dieselbe h�ufig im Laufe der Entwicklung durch einen Akt der Verdr�ngung abgebrochen wurde. [...]
... die Psychoanalysen Hysterischer zeigen, da� ihre Erkrankung ein Erfolg des Konflikts zwischen der Libido und der Sexualverdr�ngung sei und da� ihre Symptome den Wert von Kompromissen zwischen beiden seelischen Str�mungen haben.
... ich habe dort ausgef�hrt, da� die konstitutionelle sexuelle Anlage des Kindes eine ungleich buntere ist, als man erwarten konnte, da� sie "polymorph pervers" genannt zu werden verdient und da� aus dieser Anlage durch Verdr�ngung gewisser Komponenten das sogenannte normale Verhalten der Sexualfunktion hervorgeht.