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Kommentar von Mike zu

Zart war ich, bitter war's

Handbuch gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Jungen

Herausgegeben von Ursula Enders

Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995

Gewissermaßen die Bibel der deutschen "Kinderschützer". Immerhin bietet es im Unterschied zur meisten anderen Literatur auf diesem Gebiet ein ausführliches Literaturverzeichnis. Allerding sucht man Autoren wie Bleibtreu-Ehrenberg, Constantine, Hite, Kinsey, Money, Nelson vergeblich, Sandfort immerhin mit einer Arbeit, und Brongersma ebenfalls mit einer Arbeit - als "Bongersma".

Der Überblick über die Literatur ist trotzdem wohl groß genug, daß die Verbreitung falscher Thesen wie

nicht mehr mit Unwissenheit erklärt werden kann. Bezeichnenderweise sind sie auch nicht mit Literaturzitaten belegt. Beziehungsweise diese zeigen eher das Gegenteil - anstelle einer "Karriere" zeigen sie (Abel & Rouleau 1990), daß Pädophile schon als Jugendliche pädophil sind - wie zu erwarten bei einer sexuellen Orientierung.

Weiterhin kennzeichnend ist die Verbreitung von Hysterie, z.B. bei der Frage ritueller Mißbrauch (S. 331 ff) und Kinderpornographie, sowie die Art und Weise der Verunglimpfung von Opponenten als "Täterlobby" (S. 308ff).

Besonders bemerkenswert erscheint mir jedoch die Darstellung dessen, wie man sich ein "einfühlsames" Aufklärungsgespräch im Kindergarten vorstellt - es beinhaltet Vertrauensbruch, Lüge und Manipulation des Kindes, nur um an ihr "Geheimnis" heranzukommen und dieses gegen den erklärten Willen des Kindes zu verwenden.

Da wundert es nicht mehr, wenn man es auch sonst mit der Wahrheit nicht allzu genau nimmt. Böhm wirft in Rutschky & Wolff 1994 Raack (in Enders 1990) sogar die "verfälschende Ergänzung" einer Kinderzeichnung vor. Die 1995-er Ausgabe bringt - als Reaktion - eine Unterschrift unter das Bild: "Um den Gesamteindruck des Bildes zu erhalten, wurden vom Verlag die Pastellfarben mit Bleistift nachgezogen" - angesichts der Argumentation von Böhm wohl eher eine billige Ausrede. Offensichtlich beim Fälschen erwischt.