Was man sich bisher nur in Diktaturen vorstellen konnte, ist jetzt Realität in Amerika: Kongressresulution 107 verdammt eine wissenschaftliche Studie - und, wie in Diktaturen üblich, ohne eine einzige Gegenstimme. Und eine Wissenschaftsorganisation verspricht, Artikel nicht mehr nur nach ihrem wissenschaftlichen Wert, sondern auch nach ihren "potentiellen rechtlichen und politischen Folgen" zu begutachten - im Klartext, was den Politikern nicht passt, wird nicht mehr publiziert.
Was passierte, hat der Spiegel ganz gut beschrieben - nur ein paar Kleinigkeiten sehe ich anders. Aber dies kann nur ein Anfang sein - wir müssen uns entscheiden zwischen einer unabhängigen Wissenschaft, die stark genug ist, Irrtümer der allgemeinen Meinung zu korrigieren, und einer Kaste von Lakeien, die jedes Vorurteil nachbeten und "wissenschaftlich begründen". Und wenn wir nichts tun, dann entscheiden wir uns damit für die zweite Variante.
Die Diskussion über moralistische Zensur der Wissenschaft ist auch deshalb notwendig, weil sie in versteckteren (aber hinreichend wirksamen) Formen auch in Deutschland stattfindet:
Auch wenn Politiker ohne blasse Ahnung von Wissenschaft eine wissenschaftliche Studie verdammen, können sie dabei (zufällig) auch recht haben. Wir kommen allerdings aufgrund verschiedener Indizien zu dem Schluss, dass dies nicht der Fall ist.
Die Mehrzahl der Studien kommentiert ihre Ergebnisse sicher ähnlich wie Richter-Appelt 1994, daher verwundert es nicht, wenn der Eindruck entsteht, diese würden schwere Folgen von sexuellem Missbrauch nachweisen, obwohl die Zahlen dem entsprechen, was Rind et al. 1998 gefunden haben - dass die Folgen von sexuellem Missbrauch erheblich überschätzt werden.
Zensur nützt keinem. Wenn, dann höchstens denen, deren Positionen zensiert werden. Sie erhalten einen Märtyrerbonus, ihre Position wird glaubwürdiger.
Problematisch ist, dass man faktisch kaum noch eine Chance hat, Pädophile davon zu überzeugen, dass einvernehmliche Kontakte mit Kindern diesen schaden. Dies ist zwar harmlos, wenn solche Kontakte auch wirklich harmlos sind - woraus einiges hindeutet. Sind sie es aber nicht, und zukünftige wissenschaftliche Ergebnisse stellen dies fest - womit könnte man einen Pädophilen davon überzeugen, dass dies Ergebnisse objektiver Wissenschaft sind? Für ihn teilt sich die Wissenschaft in zwei Perioden: die vor der Zensur, deren Ergebnisse die Rind-Studie zusammenfasst, und die danach, die man, weil politisch kontrolliert, kaum noch ernster nehmen kann als die "Gesellschaftswissenschaften" kommunistischer Staaten.
Die Zensur der Wissenschaft schadet auch gerade dann, wenn die politisch korrekte Position die richtige ist. Denn sie verliert bei allen denen, die Meinungsfreiheit und Wissenschaft als Quelle unseres Wissens ansehen, an Glaubwürdigkeit. Positionen, die verboten sind, können nur weitaus schwerer durch rationale Argumentation widerlegt werden.